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75 Jahre Kriegsende am 8. Mai
DER TAG, DER DIE WELT VERÄNDERTE
Der 8. Mai 1945 gilt als Tag der Befreiung von der Hitlerdiktatur.
Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945, 23.01 Uhr wegen der Zeitverschiebung dann der 9. Mai in Moskau, im asiatisch-pazifischen Raum mit der Kapitulation Japans am 2. September.
Der von Deutschland entfesselte Krieg hatte unermessliches Leid nach sich gezogen, über 75 Millionen Tote, davon 26 Millionen Soldaten und mindestens 49 Millionen Zivilisten, waren zu beklagen.
Mit dem Krieg wurde auch ein Menschheitsverbrechen von ungekanntem Ausmaß beendet: Die industriell organisierte Ermordung der europäischen Juden.
Zugleich begann mit den Befreiungen von Auschwitz, Buchenwald und anderen deutschen Konzentrations und Vernichtungslagern die Aufklärung über die Shoah. Eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Verbrechen folgte in Deutschland indes erst viel später.
Etwa 27 Millionen Menschen aus den damals fünfzehn Ländern der Sowjetunion sind dem Krieg zum Opfer gefallen. Bis zu 5,7 Millionen sowjetische Soldaten gerieten während des Vernichtungskriegs der Wehrmacht in Gefangenschaft. Da sie als „Untermenschen“ und Agenten der „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ galten, setzte die Wehrmacht vor ihrem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 sämtliche Kriegskonventionen außer Kraft. Etwa jeder zweite Rotarmist, bis zu drei Millionen Menschen, kam in deutscher Kriegsgefangenschaft ums Leben. Die Männer erfroren winters auf tagelangen Transporten in offenen Waggons, sie verhungerten, krepierten an Krankheiten in den Gefangenenlagern im Reich.
Sie wurden durch Zwangsarbeit systematisch zu Tode geschunden, wurden erschossen oder totgeprügelt. Die ersten Menschen, die die Deutschen in Auschwitz ins Gas schickten, waren sowjetische Soldaten.
Die sowjetischen Kriegsgefangenen, die ihre Lagerhaft überlebten, mussten erneut Demütigung und Ausgrenzung in der Sowjetunion erleiden, wo nur siegreich heimgekehrte oder tote Soldaten als Helden galten, alle anderen aber als Verräter.
Ein Resultat der Nazi-Barbarei ist der sowjetische Soldatenfriedhof in Klein-Zimmern, in der Gemarkung

„Reinheimer Hohl“ gelegen. Dort sollen 435 sowjetische Kriegsgefangene begraben sein, von 379 Toten sind bis jetzt die Personaldokumente bekannt. Von 1941 bis 1945 wurden auf der Begräbnisstätte die Rotarmisten bestattet, die im Lazarett (eigentlich ein Kriegsgefangenenlager), das sich auf dem Gelände des Sankt Josephs-hauses befand, verstorben waren.
Laut Hessischem Statistischen Landesamt (Wiesbaden) hatte Klein-Zimmern 1939 700 Einwohner. Das Sankt Josephshaus war dem Reservelazarett Dieburg mit seinem Hauptsitz im Konvikt angegliedert und einst als Erziehungsanstalt 1869 vom Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler gegründet worden.
Am 10. Juni 1939 wurde das Anwesen vom Groß-Zimmerner Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Fritz Bauer und zwei Gestapo-Beamten beschlagnahmt und in der Folge als Gefangenenlazarett benutzt.
Ab 1941 durch die SS als Reservelazarett für das Stammlager IX/B Bad Orb übernommen, kommen im Klein-Zimmerner Kriegsgefangenenlager fast 500 Sowjetsoldaten durch brutale Zwangsarbeit, Krankheiten wie Ruhr, Typhus oder Lungentuberkulose, Verwundungen oder Hunger zu Tode. In Packpapier eingewickelt und festgeschnürt wurden die Toten von ihren Kameraden auf einem Handpritschenwagen auf das zugewiesene Fried- hofsgelände (ein Acker) gekarrt.

Die Gräber, in denen jeweils fünf verstorbene Soldaten beigesetzt wurden, waren anfangs ca. 2 Meter lang, 3,5 Meter breit und 1,6 Meter tief. Es wurden immer drei Gräber nebeneinander angelegt. Später wurde auf eine einigermaßen geordnete Bestattung kein großer Wert mehr gelegt. Auf allen Gräbern standen bis kurz vor Kriegsende, bis sie als Heizmaterial benutzt wurden, kleine Holzbrettchen, in die die Registriernummern der Soldaten eingebrannt waren. Ein mehr als 4 Meter hohes orthodoxes Kreuz kündete in den 50er Jahren mit der eingeritzten Inschrift „Ruhestätte russischer Soldaten“ von dem unsäglichen Leid derer, die hier im Krieg, fern der Heimat ihre letzte Ruhe fanden.
Nach langen Verhandlungen mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde 1960 die Friedhofsanlage mit Hilfe von Mitgliedern des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP) und einer US-Pioniereinheit neu hergerichtet und am 20. August 1961 eingeweiht.
Nachdem die Gemeinde Klein-Zimmern 1977 ihre Selbständigkeit verlor und nach Groß-Zimmern eingemeindet wurde, hat die neue Großgemeinde die Pflege des Soldatenfriedhofs übernommen.
Der große Gedenkstein, hinter dem nach Osten hin noch zwei Grabreihen liegen, trägt auf Kyrillisch und Deutsch die nicht sonderlich aussagekräftige Inschrift:
„Hier ruhen russische Kriegsgefangene, die in der schweren Zeit 1941-1945 fern von ihrer Heimat starben.“.
Die Gräber, die später nicht mehr zu evaluieren waren, sind symbolisch durch ein Dutzend Totenkreuze aus Buntsandstein dargestellt.
Leider fehlt auf dem Friedhofsgelände eine wissenschaftlich fundierte, aussagekräftige Gedenktafel, die über die Entstehung der Begräbnisstätte informiert und die bisher bekannten Namen der toten Sowjetsoldaten nennt.
Gleichfalls muss der Weg zum Friedhof in Klein- und Groß-Zimmern sowie an den Zufahrtsstraßen neu ausgeschildert werden und das Wort „russisch“ durch „sowjetisch“ ersetzt werden, denn auf dem Gräberfeld sind nicht nur Russen bestattet.
Der Klein-Zimmerner Soldatenfriedhof ist seit seines Bestehens (trotz des alljährlichen Volkstrauertag-Rituals) bisher kein Ort des Trauerns, sondern des Vergessens und Verdrängens. Aber auch er gehört zum kollektiven Gedächtnis der Bürgerinnen und Bürger von Klein- und Groß-Zimmern.
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Der 8. Mai 1945 gilt als Tag der Befreiung von der Hitlerdiktatur.
Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945, 23.01 Uhr wegen der Zeitverschiebung dann der 9. Mai in Moskau, im asiatisch-pazifischen Raum mit der Kapitulation Japans am 2. September.
Der von Deutschland entfesselte Krieg hatte unermessliches Leid nach sich gezogen, über 75 Millionen Tote, davon 26 Millionen Soldaten und mindestens 49 Millionen Zivilisten, waren zu beklagen.
Mit dem Krieg wurde auch ein Menschheitsverbrechen von ungekanntem Ausmaß beendet: Die industriell organisierte Ermordung der europäischen Juden.
Zugleich begann mit den Befreiungen von Auschwitz, Buchenwald und anderen deutschen Konzentrations und Vernichtungslagern die Aufklärung über die Shoah. Eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Verbrechen folgte in Deutschland indes erst viel später.
Etwa 27 Millionen Menschen aus den damals fünfzehn Ländern der Sowjetunion sind dem Krieg zum Opfer gefallen. Bis zu 5,7 Millionen sowjetische Soldaten gerieten während des Vernichtungskriegs der Wehrmacht in Gefangenschaft. Da sie als „Untermenschen“ und Agenten der „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ galten, setzte die Wehrmacht vor ihrem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 sämtliche Kriegskonventionen außer Kraft. Etwa jeder zweite Rotarmist, bis zu drei Millionen Menschen, kam in deutscher Kriegsgefangenschaft ums Leben. Die Männer erfroren winters auf tagelangen Transporten in offenen Waggons, sie verhungerten, krepierten an Krankheiten in den Gefangenenlagern im Reich.
Sie wurden durch Zwangsarbeit systematisch zu Tode geschunden, wurden erschossen oder totgeprügelt. Die ersten Menschen, die die Deutschen in Auschwitz ins Gas schickten, waren sowjetische Soldaten.
Die sowjetischen Kriegsgefangenen, die ihre Lagerhaft überlebten, mussten erneut Demütigung und Ausgrenzung in der Sowjetunion erleiden, wo nur siegreich heimgekehrte oder tote Soldaten als Helden galten, alle anderen aber als Verräter.
Ein Resultat der Nazi-Barbarei ist der sowjetische Soldatenfriedhof in Klein-Zimmern, in der Gemarkung

„Reinheimer Hohl“ gelegen. Dort sollen 435 sowjetische Kriegsgefangene begraben sein, von 379 Toten sind bis jetzt die Personaldokumente bekannt. Von 1941 bis 1945 wurden auf der Begräbnisstätte die Rotarmisten bestattet, die im Lazarett (eigentlich ein Kriegsgefangenenlager), das sich auf dem Gelände des Sankt Josephs-hauses befand, verstorben waren.
Laut Hessischem Statistischen Landesamt (Wiesbaden) hatte Klein-Zimmern 1939 700 Einwohner. Das Sankt Josephshaus war dem Reservelazarett Dieburg mit seinem Hauptsitz im Konvikt angegliedert und einst als Erziehungsanstalt 1869 vom Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler gegründet worden.
Am 10. Juni 1939 wurde das Anwesen vom Groß-Zimmerner Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Fritz Bauer und zwei Gestapo-Beamten beschlagnahmt und in der Folge als Gefangenenlazarett benutzt.
Ab 1941 durch die SS als Reservelazarett für das Stammlager IX/B Bad Orb übernommen, kommen im Klein-Zimmerner Kriegsgefangenenlager fast 500 Sowjetsoldaten durch brutale Zwangsarbeit, Krankheiten wie Ruhr, Typhus oder Lungentuberkulose, Verwundungen oder Hunger zu Tode. In Packpapier eingewickelt und festgeschnürt wurden die Toten von ihren Kameraden auf einem Handpritschenwagen auf das zugewiesene Fried- hofsgelände (ein Acker) gekarrt.

Die Gräber, in denen jeweils fünf verstorbene Soldaten beigesetzt wurden, waren anfangs ca. 2 Meter lang, 3,5 Meter breit und 1,6 Meter tief. Es wurden immer drei Gräber nebeneinander angelegt. Später wurde auf eine einigermaßen geordnete Bestattung kein großer Wert mehr gelegt. Auf allen Gräbern standen bis kurz vor Kriegsende, bis sie als Heizmaterial benutzt wurden, kleine Holzbrettchen, in die die Registriernummern der Soldaten eingebrannt waren. Ein mehr als 4 Meter hohes orthodoxes Kreuz kündete in den 50er Jahren mit der eingeritzten Inschrift „Ruhestätte russischer Soldaten“ von dem unsäglichen Leid derer, die hier im Krieg, fern der Heimat ihre letzte Ruhe fanden.
Nach langen Verhandlungen mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde 1960 die Friedhofsanlage mit Hilfe von Mitgliedern des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP) und einer US-Pioniereinheit neu hergerichtet und am 20. August 1961 eingeweiht.
Nachdem die Gemeinde Klein-Zimmern 1977 ihre Selbständigkeit verlor und nach Groß-Zimmern eingemeindet wurde, hat die neue Großgemeinde die Pflege des Soldatenfriedhofs übernommen.
Der große Gedenkstein, hinter dem nach Osten hin noch zwei Grabreihen liegen, trägt auf Kyrillisch und Deutsch die nicht sonderlich aussagekräftige Inschrift:
„Hier ruhen russische Kriegsgefangene, die in der schweren Zeit 1941-1945 fern von ihrer Heimat starben.“.
Die Gräber, die später nicht mehr zu evaluieren waren, sind symbolisch durch ein Dutzend Totenkreuze aus Buntsandstein dargestellt.
Leider fehlt auf dem Friedhofsgelände eine wissenschaftlich fundierte, aussagekräftige Gedenktafel, die über die Entstehung der Begräbnisstätte informiert und die bisher bekannten Namen der toten Sowjetsoldaten nennt.
Gleichfalls muss der Weg zum Friedhof in Klein- und Groß-Zimmern sowie an den Zufahrtsstraßen neu ausgeschildert werden und das Wort „russisch“ durch „sowjetisch“ ersetzt werden, denn auf dem Gräberfeld sind nicht nur Russen bestattet.
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